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06.04.2016, 18:31 Uhr

Besuch in der Notunterkunft Flughafen Tempelhof

Wie werden Kinder, Jugendliche und Frauen vor Gewalt und Missbrauch in Flüchtlingsunterkünften geschützt? Wie sind die Zustände wirklich? Und wie steht es um die Integration der Neuankömmlinge? Ich habe mich heute ausführlich mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Flüchtlingsnotunterkunft am ehemaligen Flughafen Tempelhof ausgetauscht. 

Lebensgefährliche Situationen im Heimatland, der lange Weg der Flucht, die unübersichtliche Ankunft in einem fremden Land wie Deutschland – was für viele Erwachsene häufig traumatisierend wirkt, ist für Kinder und Jugendliche eine besonders große Belastung. Aktuell befinden sich rund 700 Menschen unter 18 Jahren in der Notunterkunft auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof, im Durchschnitt sind es 900-1000.

Wie kommen diese Kinder und Jugendlichen mit ihren Familien bei uns an? Wie leben sie hier? Wie vermitteln wir ihnen unsere Regeln und Werte und wie funktioniert Integration? Über diese Fragen wird viel geredet und geschrieben - und dabei häufig gemutmaßt! Dabei entsteht der Eindruck, dass es in solchen Unterkünften "drunter und drüber" gehe. Daher schaue ich mir regelmäßig mir die Situation selbst vor Ort an. Gemeinsam mit Referenten der AG Familie der CDU/CSU-Fraktion habe ich heute die Notunterkunft für Flüchtlinge am Tempelhofer Feld besucht. Denn Entscheidungen, die wir im Bundestag treffen, haben ganz konkrete Auswirkungen auf das Leben der Flüchtlinge, aber auch auf die Arbeit der amtlichen und ehrenamtlichen Helfer in der Unterkunft. Das Ergebnis: Ich habe einen fundierten Blick hinter die Kulissen erhalten, viele bisher vorhandene Bilder wurden in eine anderes Licht gerückt sowie wichtige Fragen beantwortet und zahlreiche Vorurteile aus dem Weg geräumt.

Der Kinder- und Jugendschutz sowie eine gute Betreuung der Jüngsten in den Unterkünften stehen für mich besonders im Mittelpunkt:

  • Wie findet Kinderbetreuung in der Einrichtung statt?
  • Wie schützen wir die Kinder vor (sexueller) Gewalt, sowohl aus der eigenen Familie heraus, als auch seitens anderer Bewohner?
  • Wie vermitteln wir den Kindern die Rechte, die sie bei uns in Deutschland in Bezug auf ihren Körper und ihre Unversehrtheit haben?
Betrachtet man die schwierige Situation, mit der die Einrichtung umzugehen hat – sehr kurzfristige Unterbringung einer großen Anzahl von Menschen auf engem Raum, viele traumatisierte Bewohner, großer Unsicherheiten über den weiteren Lebensweg – funktionieren viele dieser Dinge gut. 

Die Prämissen für die Kinderbetreuung lauten "sicher, gewaltfrei und absehbar." Letzteres ist für die Jungen und Mädchen nach einer langen Zeit der Unsicherheit im Heimatland und auf der Flucht besonders wichtig. In der Notunterkunft treffen Sie endlich in einem geschützten Raum zu festen Zeiten auf feste Bezugspersonen. Dadurch können Kinder und Eltern Vertrauen fassen - der erste, sehr wichtige Schritt zur Integration.

Schwierigkeiten bringen die kulturellen Unterschiede mit sich. Kinder und Frauen sind oft unsicher über ihre Rechte, zudem ist die körperliche Gewalt als Mittel der Erziehung oder Konfliktlösung in den Köpfen der Eltern teilweise fest verankert. Hier müssen die Sozialteams der Einrichtung, denen immer ein Kinderschutzverantwortlicher angehört, viel Arbeit leisten. 

Was ich aus meinem Besuch noch mitnehme: Wir brauchen eine bessere Qualitätssicherung für die Arbeit in den Heimen. Dazu gehören unter anderem verbindliche Informationen der Neuankömmlinge über ihre Rechte und Pflichten – auch innerhalb der Familie – vom ersten Tag an. Auch muss es für die Unterkünfte Schutzkonzepte gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch, besonders gegenüber Kindern und Jugendlichen, geben.

Und für mich ist unerlässlich, dass die Regeln und Werte unseres Grundgesetzes und unserer Gesellschaft vom ersten Tag in unserem Land an von jedem einzelnen befolgt werden müssen. Das hat mit kulturellen Unterschieden nichts zu tun und das muss allen Zuflucht suchenden Menschen aus klar und deutlich vermittelt werden. 

Ein herzlicher Dank geht für die dreistündige Führung geht an den Koordinator der Notunterkunft, den pensionierten Polizeidirektor Klaus Keese, und sein Team sowie an Maria Kipp und Hannah Krunke vom Träger der Einrichtung, der Tamaja GmbH.  

Zahlreiche Fotos finden Sie hier.



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